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Fallbericht

Einzigartige Wurzelkanalbehandlung bei

einem Eisbären in Finnland

Text Mari Koivunen Bilder Helena Sundberg & Sami Karttunen  Der in den nördlichen Wäldern der lappischen
                                                            Wildnis in Finnland gelegene Ranua-Wildpark
                                                            beherbergt Eisbären und rund 50 weitere
                                                            arktische Tierarten. Im Frühherbst 2019 begann
                                                            die 15 Jahre alte Eisbärendame des Wildparks,
                                                            nur wenig Futter zu sich zu nehmen und ihren
                                                            linken Kiefer mit ihren Pranken zu reiben. Das
                                                            engagierte Parkpersonal vermutete bald,
                                                            dass Zahnschmerzen der Grund für dieses
                                                            Verhalten waren. Tiermediziner aus nordischen
                                                            Ländern reisten zeitnah nach Ranua, um mit
                                                            Unterstützung der Planmeca-Gruppe eine
                                                            einzigartige Dentalbehandlung durchzuführen.

                                                            DIE subtilen Verhaltensänderungen der Eisbärin Venus
                                                            blieben auch der Tierärztin der finnischen Gemeinde Ranua,
                                                            Maarit Hyypiä, die die Zootiere medizinisch versorgt,
                                                            nicht verborgen. Sie stellte daher mit Unterstützung von
                                                            Anne Karttimo-Mäkynen aus der finnischen Stadt Oulu rasch ein
                                                            hochqualifiziertes Team von Fachtierärzten aus ganz Nordeuropa
                                                            für den Dentaleingriff zusammen.

                                                               Zum Team gehörten zwei zertifizierte Veterinary Dental
                                                            Specialists: Hanne Kortegaard, Leiterin der Zahnklinik des
                                                            Companion Animal Hospital der Universität Kopenhagen, die man
                                                            aufgrund ihrer Erfahrung mit Zahnbehandlungen bei Eisbären
                                                            kontaktiert hatte, und Helena Kuntsi, die leitende Fachärztin für
                                                            Tierzahnheilkunde der Anident-Tierzahnpraxis.

                                                               Die leitende Tierärztin des Korkeasaari-Zoos Sanna Sainmaa
                                                            und Anna Mykkänen, Fachtierärztin für Pferde der Universität
                                                            Helsinki, wurden ebenfalls als Anästhesie-Experten hinzugezogen.
                                                            Das Team wandte sich bezüglich der benötigten Ausrüstung
                                                            und Unterstützung durch Innovationsexperten an die
                                                            Planmeca-Gruppe.

                                                               Anschließend begann das Team mit der sorgfältigen Planung
                                                            des Eingriffs. Da weibliche Eisbären bis zu 300 Kilogramm auf die
                                                            Waage bringen, war ein Bewegen des Tiers nach der Narkose
                                                            ausgeschlossen. Somit war es erforderlich, die Bärin in ihrem
                                                            kühlen, dunklen Bau unter anspruchsvollsten Bedingungen zu
                                                            behandeln – auf engstem Raum für mehrere Spezialisten. Eine
                                                            Behelfsklinik mit der nötigen Beleuchtung sollte daher im Eisbären
                                                            bau schnell errichtet werden, nachdem man Venus auf die
                                                            Untersuchung und Behandlung vorbereitet hätte.

                                                            Wurzelkanalbehandlung eines Eisbären in 56 Minuten
                                                            Dank des Pflegepersonals des Parks hatte das Projektteam eine
                                                            recht gute Vorstellung von der erforderlichen Behandlung. Die
                                                            Fachärzte für Tierzahnheilkunde beschlossen, die Narkosedauer
                                                            zu begrenzen, nur einen Zahn zu behandeln und die restlichen
                                                            Zähne nur eingehend zu untersuchen.

Bilder: Getty Images

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